Artikel der Gelnhäuser Neuen Zeitung vom 22.01.2018
Wächtersbach (dl). Wenn neuerdings Männer Männer, Frauen Frauen und Bad Orber Wächtersbacher heiraten dürfen, dann müssen endlich auch Frauen in den Elferrat. Das haben sich die Wächtersbacher Närrinnen gedacht und zur Kostümsitzung in der Heinrich-Heldmann-Halle gleich vier Positionen im höchsten närrischen Rat mit Geschlechtsgenossinnen besetzt. Ob dieser Revolution in der traditionell von Männern beherrschten Führungsspitze hat sich Protokoller Volker Deubert „die Haare gerauft“. Kritiker haben sich daraufhin gewundert, dass trotz dieses Tohuwabohus im höchsten Gremium des Wächtersbacher Carnevalvereins (WCV) so ein großartiges Programm für die Sitzung zustande gekommen ist.
Eigentlich hat es der erfahrene Protokoller ja kommen sehen und die Männer im hohen Rat frühzeitig gewarnt, dass sich da bei den weiblichen Mitgliedern etwas zusammenbraut. Dabei wäre ja eine Frau im Elferrat zwar fehl am Platz, aber zur Not als Repräsentantin des schwachen Geschlechts so eben noch zu dulden gewesen. Aber gleich vier Frauen in dem ehrwürdigen Rat, das ist eindeutig zu viel, so die Meinung von Deubert.
Während alle Beteiligten noch Schwierigkeiten hatten, sich in das Unabänderliche zu fügen, griff sich Sitzungspräsident Nicky Kailing den Gitarristen von der für den guten Ton zuständigen Partyband WKKW, Tobias Werth,
um mit ihm ganz unbeschwert und unbelastet von dem Zoff im Oberhaus als Intermezzo zwischen zwei Darbietungen ein Liedchen zu trällern.
Das Rätsel klärte sich schnell auf, als Kollege Bernd Kailing von der Viktoria Bad Orb in die Bütt stieg und die Bombe platzen ließ. Ganz unverblümt berichtete er von der Kandidatur Nicky Kailings als Bad Orber Bürgermeister. Da kann er dann auch außerhalb der fünften Jahreszeit im Familienbad rosarote Zeiten einführen. Der Gast war übrigens von der „Rosa Sitzung“ übrig- oder zurückgeblieben und hat in Wächtersbach so manch interessante Bekanntschaft gemacht. Eine offensichtliche Verehrerin kam ihm dann allerdings bei Weitem zu nahe, denn als diese nach einem ersten Beschnuppern gleich blank zog, sagte der Orber Narr, das sei ihm fern, schließlich suche er selber einen Herrn. So ist mittlerweile nicht nur alles in der großen Politik, sondern selbst im närrischen Umfeld in Unordnung geraten.
Wie gut, dass es da noch die bodenständige „Alte Schachtel aus der Rhön“ Elvira Klüber gibt, bei der sinnbildlich jedes Pfund an der richtigen Stelle sitzt und auch sonst alles seine Ordnung hat. Selbst der überdimensionale körperliche Überhang vom Gatten Siegfried stellt keine wirkliche Bedrohung des häuslichen Friedens dar. Obwohl: „Was nutzen die 100 Kilogramm Dynamit, wenn die Zündschnur zu klein ist“, kam die energiegeladene „Schachtel“ dann doch ins Grübeln. Zu ihrer eigenen Figur fiel ihr dabei nichts ein, denn: „Wohlgerundet sei das Weib, wenn ein Bäuchlein ziert den Leib“. Dabei hatte sie die Schokolade immer nur angeguckt, und im Nu wurden aus einem Ring um den Bauch plötzlich drei. Trotzdem empfand sie sich immer noch als Geschenk für ihren Siegfried, dem einzig und allein die Hoffnung bleibt, dass sie den zugehörigen Kassenzettel nicht weggeworfen hat.
Doch jetzt kommen wir einmal zu erfreulicheren Themen, von denen es ja an diesem Abend auch reichlich gab. Für bewegende Momente hatten die „Purzel und Stöpsel“ gleich zum Auftakt der Veranstaltung mit ihrem Schautanz gesorgt. Getreu nach dem diesjährigen Motto „Mi‘m WCV und Uffdada – auf nach Südamerika“ entführten die Kleinsten fantasievoll und anregend in eine südamerikanische bunte Unterwasserwelt mit Fischen, Kraken, Seepferdchen, Seesternen und sogar Haien. Weniger dramatisch, dafür aber sehr melodiös und grazil präsentierte sich die Juniorgarde mit ihrem Latino-Medley. Die wolln nen Cowboy als Mann, haben sie gesungen, die „Flinken Flitzer“, und tänzerisch sowie sportlich akrobatisch genau das auf der Bühne abgebildet. Hut ab vor der mit 29 Teilnehmern größten Kindergruppe des heimischen Carnevalvereins. Die WCV-Tanzgarde brillierte nicht nur mit neuen Kostümen, sondern auch mit neuer Choreografie.
Als närrische Weltenbummler zwischen absoluter Stille und schallendem Gelächter präsentierte das Duo „Mundlos“ erneut geschriebene Komik. Wie „Malle-Urlauber“ auf Umwegen nach Südamerika gelangen können, das zeigte die Juniortanzgruppe „Next Generation“. Die „Süßgespritzten“ sind dieses Jahr auf Brasilienurlaub an der Copacabana. Davon kann ausgerechnet die Stehlampe in ihrem Hotelzimmer erzählen. Noch mehr Anhänger als die Sambaschulen haben in Brasilien die Fußballschulen. Von seinem brasilianischen Fußballabenteuer berichtete anschaulich und sachlich korrekt Neymar junior alias Werner Ach. Mit dem WCV-Männerballett gab es dann eine unvergessliche Nacht im südamerikanischen Museum.
Schließlich ließ auch Martha Pfahl alias Nicky Kailing nichts aus, und traute sich trotz des Bekanntwerdens für die Nominierung zur Bürgermeisterwahl in Bad Orb noch einmal auf die Bühne. Jetzt will sie (er) am 31. Januar auch noch ins HR-Fernsehen, als hätte sie (er) nicht schon genug Staub aufgewirbelt.
Einfach nur den Alltagsdreck runterwaschen wollte „Hannes aus Fürth“ alias Johannes Gröbel in dem fränkischen „Spass-Bad“ mit „Fun-Equipment“. In alter Tradition wollte sich der Hannes im Anschluss bei einem bekannten Kaffeeröster mit einer Tasse Kaffee wieder aufwärmen. Nach langem Suchen fand er dort zwischen Abort-Deckeln, modischer Kleidung und bunten Surfbrettern sogar auch noch den Kaffee, der hat ihm aber schon wegen des Preises nicht geschmeckt. „Galina Gagrin“ alias Theresa Neusser erzählt hingegen von ihrer schönen Zeit in Russland. So ganz nebenbei kam dabei auch raus, dass sie für Boris Becker schwärmt.
„Immer diese Männer“, dachte sich auch Norbert Roth und kam wieder auf den Mann als solchen zu sprechen. Den hatte auch Protokoller Volker Deuber im Visier, als er vehement die männliche Vorherrschaft im Elferrat verteidigte. Doch da ist ihm die Gleichstellungsbeauftragte Traudel gewaltig in die Parade gefahren und hat ganz unverhohlen das Ende der Ära der „müden Rüden“ ausgerufen, sodass der gestandene Mann und langjährige Protokollführer des WCV „einknicken“ musste. Vor dem großen Finale gab es Versöhnliches und Erstaunliches über Inkas und Gold, aber auch reichlich Missverständnisse beim Schautanz von „JoyMotion“ und den „närrischen Spaniern auf Übersee“.