logo gnzDer folgende Artikel ist am Montag, 13,11,2017, in der Gelnhäuser Neuen Zeitung (GNZ) erschienen.

Das Ende der müden Rüden ausgerufen

Wächtersbacher Frauen greifen zur Eröffnung der WCV-Kampagne 2018 nach der Macht im Elferrat

Wächtersbach (dl). Durchaus ernst zu nehmen, sind die Bestrebungen der Wächtersbacher Frauen, der Vormachtstellung der Männer im närrischen Elferrat des Wächtersbacher Carneval Verein (WCV) ein Ende zu bereiten. „Wehret den Anfängen!“, hatte Wächtersbachs oberster Nachtwächter des närrischen Protokolls, alias Volker Deubert, vergeblich gewarnt. In einer glühenden Rede anlässlich der Kampagneneröffnung im WCV-Vereinsheim hat die WCV-Gleichstellungsbeauftragte Traudel Müller ein Ende der „Elf müden Rüden“ auf der Bühne vorausgesagt. Sitzungspräsident Nicky Kailing sieht da einer spannenden und turbulenten fünften Jahreszeit entgegen.

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Die Rolli-Mädels haben mit männlicher Unterstützung erstaunlich viel Schwung. (FOTOS: LÖCHL)


Als historischen Moment, der als Markstein, also als Grenzstein, in die Geschichte des WCV eingehen wird, hat Traudel Müller die Bestrebungen der Frauen im Verein angekündigt, der Männerherrschaft im närrischen Rat endgültig eine Absage zu erteilen. Müller möchte als neues Elferrat-Mitglied nicht als Quotenfrau verstanden werden, sondern will vielmehr die Phalanx der Männer im Rat durchbrechen, um die Macht der Frauen sukzessive auszubauen. Wenn Männer Männer, Frauen Frauen und sogar Bad Orber Wächtersbacher heiraten dürfen, dann muss auch das letzte Tabu noch fallen, dass nur Männer für die Narrenherrschaft infrage kommen.

Einmal „obe sitze“ und auf alle anderen herabschauen, davon haben die Frauen schon so lange geträumt, bemühte Müller die Chronik des WCV, wo die lang - jährige Männerherrschaft im Verein dokumentiert ist. Der Elferrat müsse mit weiblicher Eleganz, Sex-Appeal und Charme aufgepeppt werden. Ein nützlicher Nebeneffekt für Traudel Müller sei, nie mehr über das Problem nachdenken zu müssen: Was ziehe ich zur Sitzung an? Weder warnende Stimmen noch die heftigen Einwände von Wächtersbachs oberstem Hüter der närrischen Überlieferungen, Volker Deubert, haben etwas ändern können. Jetzt ist der Einzug Müllers beschlossene Sache.

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Traudel Müller (mit der Chronik in der Hand) streitet ...

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... mit Volker Deubert über mehr Macht für die Frauen.


Noch am Eröffnungsabend hatte Nachtwächter Deubert auf die Gefahren hingewiesen, wenn die Frauen zu viel Macht im obersten Gremium der Narretei bekommen sollten. Vorbei ist es nun mit dem Luftholen im Männerkreis bis Aschermittwoch, das in der Vergangenheit den Mann frisch und frei gemacht habe. Schlimm genug, dass sich der Mann den Rest des Jahres vor der Frau zum Narren machen muss. Hat er zum Beispiel den Müll nicht ordentlich getrennt, wird heut‘ Nacht getrennt gepennt. Nun verliert auch die fünfte Jahreszeit ihren Reiz, wenn sich die Frauen in der närrischen Führung breitmachten.
Dabei hatte der Abend ganz traditionsbewusst begonnen: Vorstand und Elferrat hatten die Fastnacht wieder ausgegraben und sich nach der langen Wartezeit schon einmal einen ordentlichen Schluck aus der Pulle genehmigt. Nachtwächter Deubert hatte im Beisein des Vereinsvorsitzenden Jürgen Schneider und des Vize-Vorsitzenden und Sitzungspräsidenten Nicky Kailing die aktiven Narren vergattert und auf die Vereinssatzung eingeschworen. Eine bewegenden Rollator-Nummer der Rolli-Mädels bildete den Auftakt zur offiziellen Programmvorschau, nachdem die WKKW-Partyband allen im Saal musikalisch schon einmal ordentlich eingeheizt hatte. Als verflossene Kurschatten des Vorsitzenden hatte Kailing die Mädels zunächst vergeblich angekündigt, die das Tempo des bisherigen Programmablaufs offensichtlich unterschätzt hatten. Vielleicht hat es ja auch an den zwei „schönen Männern“ gelegen, die im Sinne der neuen närrischen Gleichberechtigung von Mann und Frau ab sofort bei den Rolli-Mädels mitmachen dürfen. Die hatten in Vorbereitung auf den Kampagnenstart eine flotte Nummer einstudiert, die schon einmal Lust auf mehr machte.

Die durchweg spannenden Erkenntnisse, die der Hannes aus Fürth alias Johannes Gröbel bei seinen Besuchen in Spaßbädern gesammelt, lassen sich durchaus noch weiter vertiefen. Er wird allerdings dem Publikum auch später nicht verraten können, wie sich ein „Bamberger Hörnle“ in die kleine wie aus einer Puppenstube stammende Espresso-Tasse zwängen lässt. Zwischendurch gab es wie immer Einwürfe zur Fortbildung zum Thema „Ernährung“ von Nicky Kailing: „An Sankt Martin wird mir immer warm, das ist die Gans in meinem Darm.“

Warm ums Herz dürfte es dem Publikum beim Auftritt der Gardemädels geworden sein. Die sind ein letztes Mal im gewohnten Outfit aufgetreten. Die neuen Kostüme sind schon geordert und die Zuschauer dürfen gespannt sein, wie die derzeit schon recht fitten Mädels darin zur Geltung kommen. Die „Süßgespritzten“, die neue Sketchgruppe des WCVs, hat noch vieles von ihrem Abenteuerurlaub in einem Hotelzimmer in Brasilien mitgebracht, was sie gar nicht alles bei ihrem kurzen Auftritt an diesem Abend berichten konnten. Schließlich waren sie als Testpersonen für das neue Programm „Mi‘m WCV und Uffdada auf nach Südamerika!“ nach Brasilien ausgesandt worden. In welche Gegend Südamerikas es Werner Ach diesmal in Vorbereitung auf die neue Kampagne verschlagen hatte, erschloss sich dem Zuhörer beim ersten Mal noch nicht in Gänze. Auf jeden Fall muss es dort staubtrocken gewesen sein.

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